“gesund ist derjenige, dessen doshas, agni, dhatus und malas im gleichgewicht sind – und dessen geist, sinne und seele anhaltend zufrieden und klar sind.”
agni = verdauungsfeuer
dhatus = körpergewebe
malas = ausscheidungsprodukte
wer nach ayurvedischen prinzipien lebt, beobachtet seine doshas regelmäßig. im ausgeglichenen zustand fördern sie svastha – „im selbst stehen“ – also gesundheit. dieses gleichgewicht ist jedoch instabil, denn doshas können sich durch ernährung, aktivitäten, jahreszeiten und viele andere faktoren erhöhen oder verringern. im lebendigen organismus sind die drei doshas ständig in bewegung, verändern sich und balancieren sich gegenseitig aus. das ist die grundlage des lebens.
doshas in einem satz zu erklären – eine herausforderung. sie sind prinzipien des handelns. sie regulieren das innere milieu und die funktionellen prozesse im körper:
vata = das kinetisch-katabole prinzip – bewegung, transport
pitta = das thermisch-metabolische prinzip – verdauung, stoffwechsel
kapha = das strukturell-anabole prinzip – aufbau, speicherung, struktur
ein synonym für dosha, das ich im unterricht gehört habe, war „verderber“ oder „zerstörer“. jetzt wird klar: wir alle – w’all – sind gut und böse zugleich und entscheiden, das zerstörerische zu zähmen. so kann man auch die doshas betrachten.
es gibt 20 gunas – qualitäten, mit denen im ayurveda fast alles beschrieben werden kann. sie treten paarweise auf: schwer – leicht, langsam – scharf, kalt – heiß, ölig – trocken, glatt – rau, dicht – flüssig, weich – hart, stabil – beweglich, subtil – grob, klar – klebrig. mit diesen gunas werden innere zustände, symptome, aber auch äußere merkmale wie haut, nägel, haare, stuhlgang beschrieben. ebenso lebensmittel, aktivitäten und gefühle. nahezu alles lässt sich durch diese 20 eigenschaften erklären. so kann man im alltag körperliche und psychische zustände bewusst regulieren.
ich persönlich fühle mich oft kalt und trocken – mein vata ist hoch. eine ausnahme war die schwangerschaft: sie ist saftig, nährend, voll substanz – kapha. gleichzeitig braucht sie energie, stoffwechsel, hitze – also auch pitta. kalt und trocken wird warm und ölig durch alles, was warm und ölig ist. dabei gilt: öl warm zu machen heißt nicht automatisch, dass es wärmend wirkt – manche öle kühlen, auch warm aufgetragen. aber das ist ein thema für ein anderes mal.
doshas werden im körper ständig gebildet, ausgeschieden und zurückgehalten. beobachte diese prozesse – nicht zwingend mit der uhr, sondern im gefühl: du spürst, wohin sich das gleichgewicht bewegt. das natürliche dosha-gleichgewicht ist nicht 33,3 prozent pro dosha, sondern ein individuelles verhältnis, das bei der geburt festgelegt ist – die sogenannte prakriti, also konstitution. balance bedeutet nicht gleichverteilung, sondern proportionale harmonie. beispiel: ein anstieg von vata kann durch eine erhöhung von kapha ausgeglichen werden – was vata gleichzeitig senkt.
ein anstieg eines doshas wirkt meist stärker als ein rückgang. wird ein dosha unausgeglichen – besonders durch zunahme – entstehen störungen in den geweben (dhatus) und damit krankheit.
die drei hauptursachen für dosha-ungleichgewichte sind: jahreszeiten und klima – sinneseindrücke wie licht, geräusche, gerüche, geschmack und berührung – und handlung durch körper, geist und sprache. diese einflüsse können durch übermaß, mangel, unangemessenheit oder ungewohntheit zu störungen führen – zum beispiel durch unpassende lebensmittel oder unregelmäßige gewohnheiten. wir spüren oft, wenn etwas nicht gut für uns ist – entscheiden uns aber für ignoranz und machen weiter. im ayurveda nennt man das: fehlen von innerer intelligenz.
doshas verändern sich ständig, sie können sich sogar gegenseitig überlagern, verschwinden aber nie ganz. um eine radikale veränderung im dosha-gleichgewicht zu erreichen, braucht es langfristige und gezielte maßnahmen. sobald diese beendet werden, kehrt der zustand meist zurück – daher ist konstanz entscheidend.
in manchen fällen passt die krankheit nicht zur konstitution. ein mensch mit dominanter pitta-prakriti kann zum beispiel eine vata-störung erleben – schlaflosigkeit, nervosität, verstopfung. ursachen können eine vata-erhöhende ernährung sein – wie kaltes, trockenes, rohes essen, stimulierende getränke wie kaffee oder schwarztee, ein kaltes, trockenes klima oder ein unregelmäßiger tagesablauf.
deshalb: wähle behandlungen, die zum aktuellen zustand passen – nicht nur zur grundkonstitution.