Kinder sind zweifellos und untrennbar mit den Eltern verbunden. Ob in der Schwangerschaft, als Kind, Jugendlicher oder nachdem sie ausgezogen sind. Es macht auch erstmal keinen Unterschied, ob ein Elternteil – früh oder spät – oberflächlich betrachtet kein Anteil mehr am Leben eines Kindes mehr hat. Ob es der werdende Vater ist, der sich aus der Situation zu ziehen versucht – er wird ein Leben lang damit beschäftigt sein es entweder vergessen zu wollen oder vielleicht sich Vorwürfe machen, dass er so feige war, und wenn er sich verziehen hat, wird er selbst als alter Mann noch versuchen sein Kind kennenzulernen, wenn das seine nicht schon den Weg zu ihm gefunden hat. Natürlich gibt es noch viel mehr, kompliziertere und einfachere Situationen, wie sich das alles abspielen kann. Das Bild, das ich hier zeichnen möchte, ist dennoch unumstößlich echt: Das Kind wird für die Eltern und die Eltern werden für das Kind immer eine „Rolle spielen“ im großen Theater des Lebens.
Ich möchte aber weniger auf zerrüttete Familienverhältnisse aufmerksam machen, als dass ich die besondere Beziehung hervorheben möchte, die diese Institution in unserer Gesellschaft hat, wenn diese, als größere Institution, auch nicht annähernd den Stellenwert dafür sichert, den sie verdient. Könnten wir als Kollektiv besser verstehen wie wichtig diese Beziehung für das Wohlergehen aller ist, wäre Amazon der größte Verein für Kindergärten und Facebook eine Familienbildungsstätte, Eltern würden belohnt und gefeiert werden und nicht bestraft und ausgegrenzt (auf viele Arbeitssituationen bezogen), würden mit aller Macht ermutigt und unterstützt werden und nicht belastet mit Ansprüchen.
Menschen allgemein werden immer häufiger und auch immer früher krank. Mental und körperlich. Die Frage nach dem Warum ist hier bitter nötig. Denn vor allem in Deutschland klopfen wir uns gerne auf die Schulter für unser tolles Gesundheitssystem. Der Krankenstand 2021 lag bei 4,34%, 2022 bei 5,62% und im letzten Jahr sogar bei 6,76, was laut Angaben der höchste Stand seit 30 Jahren ist.
Ich möchte hier auf das Buch von Gabor Maté – „Vom Mythos des Normalen“ verweisen, der sich ausgiebig mit dieser Frage beschäftigt hat und mich zu diesem Artikel inspiriert hat. Denn diese Frage betrifft nicht nur Deutschland, sondern die ganze Welt und aus technologischer Sicht sollten wir die Möglichkeit haben, dieser Frage erfolgreich auf den Grund zu gehen. In seinem Buch beweist er wie wichtig unser Gesellschaftliches Leben, unsere Zufriedenheit mit demselben und unsere Möglichkeiten uns damit auseinanderzusetzen, für unsere Gesundheit ist, ob körperlich oder mental.
Um wieder zu meinem ursprünglichen Thema zurückzukommen, dass ich jetzt mit dem Thema der Gesundheit verweben möchte: der Grundstein der Möglichkeiten uns mit dem Leben auseinanderzusetzen wird uns sozusagen in die Wiege gelegt. Tatsächlich sogar noch früher. Denn die Qualität unserer Möglichkeiten die Welt zu erfahren und entdecken, sie einzuschätzen und zu formen fängt mit der Entwicklung unseres Körpers an. Wann entwickelt sich ein Körper also vorteilhafter oder missgünstiger? Um es einfach zu sagen: eine Blume braucht ein spezielles Milieu und hat Bedürfnisse, die erfüllt werden müssen, um zur Pracht zu gedeihen. Dann pflückt der Ehemann sie um sich für sein Fehlverhalten zu entschuldigen und so rettet sie Beziehungen. Jeder kennt die berauschende Wirkung eines Neugeborenen und jeder ist sich über die tragischen Wendungen bewusst, die solch ein Wunder nehmen kann, weil wir vielleicht nicht genug darauf achten – als Gesellschaft – welches spezielle Milieu diese verzaubernde Blume braucht und welche Bedürfnisse erfüllt werden müssen.
Um die Frage nochmal wissenschaftlicher zu beantworten: unsere Physiologie bestimmt die Qualität unserer Erfahrung in der Welt. Dieselbe entwickelt sich aus unserem Erbmaterial, der DNS. Die DNS ist der Bauplan und wie gut oder schlecht dieser Bauplan gelesen und umgesetzt werden kann bestimmt das Umfeld schon vor der Empfängnis. Es gibt Studien die gezeigt haben, dass das Krankheitsrisiko für den neuen Körper der entstehen soll signifikant steigt, wenn der Mann im Zeitraum der Empfängnis unter Depressionen litt. Natürlich ist damit nicht der Drops schon gelutscht, aber wir haben ihm zumindest schon einmal die süße Füllung vorenthalten.
Wie wir aufgewachsen sind und aufgezogen wurden ist seit mehreren Generationen schon ein heißes Eisen. Wie wir am besten damit umgehen wird allerdings erst langsam deutlich. In dieser Zeit kann nämlich, Gott sei Dank, viel wieder gut gemacht werden, allerdings kann man es auch noch schlimmer machen… aber dann wieder, wenn wir selbstständig sind, haben wir es wenigstens selbst in der Hand… mehr oder weniger. Denn wie ich ja am Anfang bemerkt habe wird diese Beziehung uns für unser Leben prägen. Mir ist wichtig, dass der Leser versteht, dass es hier nicht um die Suche nach dem Schuldigen geht. Ich möchte lediglich auf die Bereiche in unserem Leben hinweisen, die meiner Meinung nach zu wenig Aufmerksamkeit bekommen und bewussten Umgang erfahren, aber doch so viel wichtiger sind als Amazon und Facebook. Jeder kann für sich selber prüfen, wie viel Zeit er in diese unterschiedlichen Bereiche investiert und was unser Umfeld priorisiert. Wenn wir unsere Prioritäten also mehr auf die Qualität unserer Beziehungen zu uns selbst und zu denen die uns nahestehen verlagern, könnte darin das Rezept für eine heile Welt liegen.
Philipp Stevens